Im Beaujolais Weingüter zu finden, die seit mehr als drei Jahrzehnten ihre Weine selbst abfüllen, ist nicht einfach. Die Tradition der selbstvermarktenden Güter ist im Beaujolais eher jung. Noch bis in die 1990er Jahre lieferten die allermeisten Winzer ihre Trauben oder fertigen Weine bei Négociants ab. Auf Château Thivin besteht hingegen eine relativ lange Tradition der Domaine-Abfüllung. Das Schloss am Mont de Brouilly wurde im 14. Jahrhundert gebaut und die Familie Geoffray setzte sich stets für eine eigene AOC Côte de Brouilly ein, die 1936 auch eingeführt wurde. Die AOC Côte de Brouilly steht für die Weine am Hang des Mont de Brouilly, während z.B. die AOC Brouilly ein deutlich größeres Gebiet am südlichen Ende der Beaujolais Crus umfasst. Auch im Terroir unterscheiden sich Brouillys und Côte de Brouillys. Während in der AOC Brouilly der für viele Beaujolais Crus typische rosa Granit und teils Kalkmergelböden vorherrschen, finden sich am Mont de Brouilly hauptsächlich Böden vulkanischen Ursprungs, die mit blauen Steinen vulkanischen Ursprungs (Andesiten) versetzt sind. Bei dem Aufstieg auf den Mont de Brouilly mit seiner phänomenalen Aussicht sind die blauen Steine unübersehbar. Die Reben von Château Thivin stehen sämtlich am nach Süden ausgerichteten Ende des Mont de Brouilly, wo sie die Sonne aufsaugen können. Neben diversen Parzellen in der AOC Côte de Brouilly verfügt Château Thivin auch über Reben in den AOCs Brouilly und Beaujolais, aus denen ein Weiß- und ein Rotwein erzeugt werden.
Die Domaine befindet sich derzeit in der Umstellung auf ökologischen Weinbau. Bereits jetzt wird aber auf Herbizide verzichtet und die Zwischenräume zwischen Rebzeilen werden begrünt. Auf Château Thivin wird komplett per Hand gelesen. Château Thivin praktiziert die im Beaujolais traditionelle Maceration semi-carbonique, bei der die Trauben teils im Ganzen, teils entrappt in den Gärbehälter gegeben werden und bei der eine erste alkoholische Gärung intrazellulär innerhalb der Trauben stattfindet. Dies sorgt für eine klare, frische Frucht und nicht zu harte Tannine. Der Ausbau erfolgt überwiegend in Fuderfässern. Alle Parzellen werden separat vinifiziert und später cuvéetiert oder auch separat abgefüllt. Nicht jede Cuvée wird jedes Jahr abgefüllt, so dass über die Jahre eine erstaunliche Vielfalt an einzelnen Lagenweinen entstanden ist. Château Thivin ist eines der traditionellsten Weingüter im gesamten Beaujolais, was sich auch in den herrlich altmodischen Etiketten ausdrückt, die seit 3 Jahrgängen unser Weinregal schmückt. Die Weine sind gleichwohl alles andere als altmodisch, vielmehr zeitlos und altern hervorragend.
bei uns im Programm seit dem Jahrgang 2011
Beaujolais Blanc „Clos de Rochbonne“: Chardonnay; der Wein stammt aus einer Parzelle im Süden des Beaujolais in Theizé. Der Clos de Rochebonne ist ein von Mauern eingefasster Weinberg, der ursprünglich zum Château de Rochebonne gehörte. Hier stehen Chardonnay Reben auf Kalkmergelböden. Der Beaujolais Blanc wird in 228 l Fässern ausgebaut mit 10% Neuholzanteil. Das neue Holz gibt dem Wein eine gewisse Geschmeidigkeit und eine burgundische Note. Wegen seiner Fülle ist der Clos de Rochebonne am ehesten mit einem Pouilly-Fuissé vergleichbar.
Côte de Brouilly „Les 7 Vignes“: Gamay; Der „7 Vignes“ ist der Village Côte de Brouilly von Château Thivin, der aus insgesamt sieben Parzellen auf 8,3 ha erzeugt wird. Die Reben sind durchschnittlich 50 Jahre alt. Der „Les 7 Vignes“ wird sechs Monate in gebrauchten Fuderfässern ausgebaut.
Côte de Brouilly „La Chapelle“: Gamay; Die Parzelle „La Chapelle“ befindet sich am oberen Teil des Mont de Brouilly mit 50% Hangneigung. Auch der La Chapelle wird in Fuderfässern ausgebaut, jedoch zumeist für 9 Monate. Der längere Fassausbau gibt dem Wein eine größere Fülle als dem „Les 7 Vignes“. Eine knackige Frucht und eine feine Würze zeichnen den La Chapelle aus.
Côte de Brouilly „Cuvée Zaccharie“: Gamay; Dies ist die Spitzencuvée im Hause Geoffray, die aus den ältesten Reben in den Parzellen La Chapelle und Godefroy erzeugt wird und 12 Monate in 228 l Fässern ausgebaut wird. Der Wein ist Jahr für Jahr umwerfend, strukturiert, aber trotzdem zugänglich, für ein langes Leben gebaut, aber auch jung mit Freude zu trinken, mit einer feinen Holzwürze, aber ausreichend Frucht, damit das Holz nur strukturgebend wirkt.